Dieser Beitrag ist Teil unserer Serie „Sustainable IT“. Alle Beiträge der Serie finden Sie hier.
„Ich bin Klimasünder, weil ich in der IT arbeite.“ Mit diesem Eingeständnis leitete Technologie-Experte Christian Schulte, seinen Vortrag beim Fsas Technologies Summit 2025 ein. Was zunächst wie eine persönliche Beichte klingt, bringt eine unbequeme Wahrheit auf den Punkt: Die IT-Branche trägt erheblich zur Klimakrise bei. Rund 10 % des weltweiten Strombedarfs entfallen aktuell auf Informationstechnologien. Gleichzeitig verursacht die Branche etwa 4 % der globalen CO₂-Emissionen – Tendenz steigend. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2030 bis zu 20 % des Stromverbrauchs und 8 % der Emissionen durch IT verursacht werden könnten.
Christian Schulte, Head of Consultative PreSales Fsas Technologies
Während wir im Alltag versuchen, unseren CO₂-Fußabdruck durch bewusste Konsum- oder Mobilitätsentscheidungen zu reduzieren, bleibt die Dimension der digitalen Emissionen oft unsichtbar. Daten fließen scheinbar immateriell durch Netze, Rechenzentren und Clouds. Doch hinter jeder Suchanfrage, jedem Video-Stream und jedem KI-Modell steckt ein physischer Energieverbrauch. Und genau deshalb braucht es einen neuen Blick: einen, der Verantwortung und Potenzial gleichermaßen erkennt.
IT ist allgegenwärtig und wichtig
Die Rolle der IT für unsere Gesellschaft ist unbestritten. Sie ist Enabler für Fortschritt in nahezu allen Bereichen wie beispielsweise:
- Medizin: von KI-gestützten Diagnosen bis hin zu Simulationen für personalisierte Therapien.
- Kommunikation: globale Vernetzung, die Arbeits- und Lebenswelten transformiert.
- Green Tech: digitale Zwillinge, smarte Netze und Sensorik machen nachhaltige Lösungen überhaupt erst möglich.
Ein Beispiel: Der japanische Supercomputer Fugaku wird nicht nur für medizinische Forschung eingesetzt, sondern auch, um Klimamodelle mit bislang unerreichter Präzision zu berechnen. Quantencomputing wiederum eröffnet die Chance, komplexe kombinatorische Probleme in Bereichen wie Energieflussoptimierung, Materialforschung oder Logistik wesentlich schneller und ressourcenschonender zu lösen. Und Ansätze wie die künstliche Photosynthese zeigen, wie Technologie direkte Antworten auf ökologische Fragen geben kann.
Doch die Gleichung ist einfach: Je mehr Technologie wir nutzen, desto größer ist auch der Energiebedarf. Innovation darf deshalb nicht losgelöst von Verantwortung gedacht werden. Nachhaltigkeit, Ethik und Effizienz müssen fester Bestandteil jeder Digitalstrategie sein.
Was Unternehmen konkret tun können
Die gute Nachricht: Unternehmen haben zahlreiche Möglichkeiten, den ökologischen Fußabdruck ihrer IT zu verkleinern. Es geht nicht darum, auf Technologie zu verzichten, sondern sie klüger einzusetzen.
Sustainable IT-Strategie entwickeln
Eine nachhaltige IT beginnt mit einer durchdachten Strategie. Dazu gehört die Auswahl energieeffizienter Hardware, der Einsatz moderner Kühllösungen wie Liquid Cooling oder die Entscheidung für Cloud-Anbieter, die nachweislich auf erneuerbare Energien setzen. Wer IT-Infrastrukturen von Beginn an unter Nachhaltigkeitsaspekten plant, spart langfristig Kosten und reduziert Emissionen.
Quantenemulation nutzen
Während Quantencomputer selbst noch in den Kinderschuhen stecken, bietet die Quantenemulation auf klassischer Hardware schon heute wertvolle Vorteile. Statt Algorithmen direkt auf energieintensiven Quantenmaschinen zu entwickeln, lassen sie sich auf herkömmlichen Systemen simulieren. Das spart nicht nur Strom und Kühlung, sondern beschleunigt auch die Forschung. Die Anwendungsfelder reichen von der Energieflussoptimierung in Stromnetzen über die Logistik bis hin zur Materialforschung für effizientere Solarzellen oder Batterien. So kann Quantenemulation zum direkten Hebel für den Klimaschutz werden.
Containerisierung einsetzen
Ein weiterer Schlüssel zur Ressourceneffizienz liegt in der Containerisierung. Im Vergleich zu klassischen virtuellen Maschinen ermöglichen Container eine wesentlich höhere Workload-Dichte pro Host. Das bedeutet: weniger physische Hardware, geringerer Energieverbrauch und reduzierte CO₂-Emissionen. Gleichzeitig bleibt die Flexibilität hoch, Anwendungen lassen sich schnell skalieren und anpassen.
KI verantwortungsvoll nutzen
Der aktuelle KI-Hype zeigt eindrücklich, wie rasant Rechenlasten steigen können. Eine einzelne KI-Anfrage ist im Vergleich zu einer klassischen Suche oft um ein Vielfaches energieintensiver. Beispiel: Die Generierung von 100 Wörtern durch ein Sprachmodell kann rund 140 Wh verbrauchen. Deshalb gilt: Künstliche Intelligenz sollte gezielt und verantwortungsvoll eingesetzt werden – dort, wo sie echten Mehrwert liefert. Unternehmen müssen Kriterien entwickeln, wann sich der Einsatz von KI lohnt und wann weniger energieintensive Lösungen vorzuziehen sind.
Digitale Souveränität wahren
Nachhaltigkeit bedeutet auch Unabhängigkeit. Wer souveräne IT-Infrastrukturen betreibt, kann selbst entscheiden, welche Standards gelten und sich für effizientere, verantwortungsvollere Lösungen entscheiden. Abhängigkeiten von zentralisierten Anbietern bergen nicht nur Sicherheits- und Kostennachteile, sondern oft auch höhere Energieintensität. Offene Plattformen und dezentrale Ansätze geben Unternehmen die Möglichkeit, technologische Entwicklung und Klimaschutz in Einklang zu bringen.
Fazit: IT-Wende gestalten heißt Verantwortung übernehmen
Die IT ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Sie treibt Fortschritt, Wohlstand und Innovation. Doch die ökologischen Kosten sind erheblich und dürfen nicht länger ausgeblendet werden. Es braucht ein Umdenken: von einer rein wachstumsorientierten Nutzung digitaler Ressourcen hin zu einer verantwortungsbewussten IT-Wende.
Christian Schulte brachte es in seiner Keynote auf den Punkt: „Erfolgreich wird nur, wer jetzt die Verantwortung für eine energieeffiziente Zukunft der IT übernimmt.“ Genau darin liegt die Chance: Technologie mit Sinn einzusetzen, faktenbasiert und meinungsfrei.
Wer sich frühzeitig auf den Weg macht, profitiert nicht nur von Kostenvorteilen und regulatorischer Sicherheit, sondern auch von einer gestärkten Wettbewerbsposition. Fsas Technologies unterstützt Unternehmen dabei, diesen Weg zu gehen – mit Expertise in Green IT, Workshops zu nachhaltigen Digitalstrategien und praxisnahen Tools für die Umsetzung.
Sicher, offen und souverän und dabei energieeffizient und nachhaltig: So muss die IT der Zukunft aussehen.
Wenn Sie ganz konkret daran interessiert sind, wie Sie Ihre IT strategisch nachhaltig aufstellen können, dann besuchen Sie unser Webinar „Let’s talk about …“ zu Sustainable IT am 20.10.2025 und melden Sie sich jetzt schon dazu an: Anmeldung